1/31/2010

Ugg du liebe Zeit...


Schlimm genug, dass der Un-Schuh überhaupt sich einfach konsequent weigert von der Bildfläche zu verschwinden, jetzt wird er auch noch kreativ von "deutschen Celebrities", wie Dana Schweiger (deutsch?), Susan Sideropoulus und -oh Schreck- Giulia Siegel redesigned. Es ist schon schwer verständlich wie ein solches Ungetüm sich über Jahre an den schwitzenden Füßen deutscher Groß- und Kleinstädter festbeißen konnte, wobei -entschuldigt- in diesen Schuhen schwitzt man ja nicht...Das kann nur als Verweigerung des Fußes zur Mitarbeit verstanden werden, denn so unschön verpackt stellt sich jeder gerne mal tot. Der Ugg-Boot ist zum Synonym geworden für "heute bin ich mal total gemütlich, ums Styling mach ich mir gar keinen Kopf..." ist klar. Deshalb gibt man auch über 200€ für den lässigen Schuh aus, der an Hässlichkeit nur noch von Crocs überboten wird und trägt dazu die angesagte Moncler Lack-optik Daunenjacke... Übrigens wurde der Name Ugg nicht umsonst vom englischen "ugly" hergeleitet!

Das Schlimmste ist, die Designs der "Celebrities" machen alles nur noch unerträglicher. Es erinnert an die gnadenlos peinliche Birkenstock-Wiedergeburt durch Heidi Klum, die ganz frech Strasssteinchen an die Latschen gepackt hat, total trendy... Auch beim Stiefel-Redesign wurde an Glitzersteinchen nicht gespart. Leider. Bisher war zumindest am unglücklichen Design die Fälschung vom Original zu unterscheiden, denn einige bekannte deutsche Schuhdiscounter hatten sich am neckischen Schuhdesignen schon versucht, dabei tauchte nicht nur der billige Strassstein zu hauf auf, nein auch an Glitzerstaub und angesagten Fell-Applikationen wurde nicht gespart. Wieso tut die doch eigentlich ganz ordentliche Australische Firma UGG Australia sich das bloß an und lässt Deutsche Promis, wie Nina Bott, Gesine Curkowski (wer soll das bitte sein?), Annabelle Mandeng und Stefanie Stappenbeck an den Design-Tisch? Und vorallem was qualifiziert die Damen? Bei Ursula Karven und Dana Schweiger kann man die Auswahl ja fast noch nachvollziehen, immerhin sind sie ja auch mehr oder weniger erfolgreiche Designerinnen, aber der Rest? Den Vogel schießt Andrea Sawatzki ab, die einen, bien sur, mit Strass dekorierten Totenkopfschädel auf den Spann gekritzelt hat und darunter DEN abgenudelsten Spruch der Spruch-Geschichte geknallt hat: CARPE DIEM. Wie geht das zusammen? Nutze den Tag bevor du tot bist? Wie auch immer, verstehe wer wolle was da Schuhmodetechnisch mit den deutschen modischen Muttis passiert, die sich am absolut Stilsicheren Hollywood orientieren (weil gerade in Hollywood die Trends entstehen auf die die Kenner schauen...). Dieser Schuh gehört an die Füße fröstelnder, australischer Surfer und selbst an denen sieht das Ungetüm einfach nur "u(g)gly" aus.

Bild abfotografiert von stargebot.de

1/29/2010

Kunstlederschock


In den letzten Monaten ist ein Trend salonfähig geworden, den eigentlich keiner wirklich braucht und der auch in den seltensten Fällen wirklich kleidsam wirkt...die Kunstlederleggins spannt sich um sämtliche Beine der Republik, wobei der Umfang der Schenkel dabei kaum Beachtung findet. Sollte er aber, denn eine aufs Maximum gedehnte Kunststoffbeschichtung wirkt gerne mal etwas unvorteilhaft und Presswurst-ähnlich. Während wir bereits vor zwei Jahren auf den Laufstegen echte Lederleggins bestaunen konnten, wirken die Plagiate aus den Günstig-Läden doch etwas deplatziert und billig. Die unumstritten edel glänzenden Oberflächen bei Givenchy, Michalsky und Branquinho werden zum Teil so schlecht imitiert, dass der Crack-Effekt nach den ersten drei Stunden Tragen bereits nicht mehr zu verhindern ist.
Das Original war in der Lage sich dank unaufdringlicher Extravaganz ins cleane Erscheinungsbild der vergangenen Saisons zu integrieren, der Abklatsch verweigert jegliche Integration und man kann nur hoffen, dass die Abschiebung nicht mehr lange auf sich warten lässt.

1/27/2010

Vintage-LOVE


Beim Flickr-Stöbern bin ich heute auf eine bezaubernde Fotosammlung von "freeparking" gestoßen. Er kommt aus Phoenix, Arizona und hat einige Foto-Kisten seiner Großeltern geerbt. Dabei fand ich dieses Bild und im Zuge des Streetstyle-Hypes fiel mir auf, dass das was einmal war oft soviel mehr zu erzählen hat als vieles von dem, was im Moment gerade ist. Ich habe selten ein so wundervoll arrangiertes Outfit gesehen, dass eine solche Zufälligkeit, Ungezwungenheit und Grandezza ausstrahlt. Scheinbar können wir von unseren Großeltern noch einiges in Sachen Style lernen...Liebes "Vintage-girl in large coat" you made my day...

Weitere Bilder von "freeparking" in meiner Facebook-Gruppe...

Fol Chen - Cable TV



Wärmt die kaltgewordenen Gemüter auf!

1/26/2010

719


Bin heute im kalten Düsseldorf auf dem Weg zu einer Verabredung beim Warmwerden in der Straßenbahn auf eine junge Frau gestoßen, die nicht nur lieblich gekleidet war, sondern auch ein Lächeln mit einsteigen ließ. Das kommt selten genug vor...wie auch immer, die junge Frau setzte sich mir gegenüber, lächelte meine Schuhe an und sagte: "Schöne Schuhe!".
Bekommt eine Frau, die sich von Zeit zu Zeit Gedanken darüber macht, was ihr am Besten stehen möge, ein Kompliment von einer Fremden, so empfindet sie die größte Zufriedenheit, die ein plötzlicher, ungezwungener Austausch von Nettigkeiten nur auslösen kann. Jede Frau weiß das und doch sind wir alle immerzu so sparsam, als hätten wir ein Komplimente-Kontingent, das so streng limitiert ist wie die Prada Fairy Bags von 2008. Tatsächlich ist es doch so, dass Frauen untereinander eher einen neidischen Habitus an den Tag legen, dabei ist es doch soviel schöner, entspannter und amüsanter sich gegenseitig mit Nettigkeiten den Tag, die Laune und den Style zu versüßen. Oder nicht?

Übrigens trug die junge Frau aus der Bahn einen bezaubernden Rock...ich hätte es ihr sagen sollen...

1/25/2010

Tattoo...?

Ein Tattoo an sich ist eine heikle Angelegenheit. Entweder man steht drauf oder man lässt es. Problematisch wird es wenn die einstige Begeisterung für das vermeintlich rebellische Relikt zur Abneigung wird und das ungeliebte Ewig-Bildchen die eigene Stil-Entwicklung nicht mitzumachen bereit ist. Anders ist es nicht zu erklären, dass eine Frau wie Michelle Hunziger, die zweifelsohne als klassische Schönheit bezeichnet werden kann, mit einem unfassbar hässlichen Tribal um den Oberarm durch Wetten dass..? flirrt.
Was mag diese Frau geritten haben, als sie sich im Anflug geistiger Umnachtung dem Schmerz der Tattoo-Nadel aussetzte und damit auf Ewig einen, sagen wir mal, recht preiswerten Eindruck vermitteln wird. Kaum auszudenken, was aus ihr hätte werden können, wenn dieses Pamela-Anderson-Gedenk-Tattoo an ihr vorüber gegangen wäre und sie stilsicher und absolut unbedenklich eines ihrer raffinierten Abendkleider hätte tragen können.
Was das eigentlich Merkwürdige ist, ist die Tatsache, dass ihre Oberarm-Verfehlung ihr nicht mal peinlich ist. Als gäbe es nix Angesagteres als ein Jugendkultur-Accessoire zur Abendrobe trägt sie ihr "Kunstwerk" mit einer Selbstverständlichkeit zur Schau, dass man sich wundert, woher sie die Chuzpe nimmt, sich dafür einfach konsequent nicht zu schämen. Andererseits freut sie sich wahrscheinlich einfach nur, dass sie clever genug war, sich den uncoolen Coolness-Demonstranten nicht aufs Steiß hat packen lassen, den wiederum hätte sie mir nichts, dir nichts verstecken können...

1/24/2010

Zum Ende der Woche: Was ich mag...


Crepes citron, Freunde beobachten, Duschgel aufschäumen, Backen, Aperol-Rausch, Cocktailtomaten im Mund zerplatzen lassen, Knöpfe annähen, erschöpft ins Bett sinken, den Geruch von frischengemahlenem Kaffee, Nüsse sammeln, gebräunte Butter, den ersten Tag im Jahr mit Sonnenbrille, Briefmarken, Zimt, Big Bands, Parties ohne Motto, Frostings, Kniestrümpfe anziehen, Speisekarten studieren, Pakete öffnen, den Geruch von Büchern, Geschenke mitbringen, Tintenkleckse, Zuckerbäcker, Geschwisterliebe, Feuer geben, Zeitschriften rückwärts durchblättern, Pläne machen, Männer mit Babies, Boots zum Sommerkleid, Taschen mit Patina, frische Bettwäsche...

1/23/2010

Die Kaffee-Art


Es gibt kaum einen Großstädter, der nicht regelmäßig seine Kaffeespezialität zum Mitnehmen durch die Straßen trägt. Der Pappbecher mit Plastikdeckel ist zum Synonym für eine Generation gestresster Kaffeetrinker geworden, die nicht einmal mehr die Zeit aufbringen kann, sich kurz zu setzten um aus einer Porzellantasse zu trinken. "Time is Money" ist das Credo und so flitzt an jeder Ecke jemand mit Heißgetränk im Becher von A nach B. Dabei ist längst nicht mehr nur der Kaffee entscheidend, vielmehr ist die Pappe an sich zum It-Piece geworden und Ausdruck vielerlei interessanter Fakten. Wer leistet sich den hochpreisigen Klassiker im weißen Becher mit grünem Logo, wer nur die Geiz-ist-geil-Version vom Bäcker, der womöglich noch mit Happy Hour für die braune Plörre wirbt?

Der Mitnehm-Kaffee in XL ist zum Statussymbol geworden und längst sind die Zeiten vorbei, in denen man höflich aus Geschäften gebeten wurde, wenn man mit Speis oder Trank in der Hand zwischen den Kleiderstangen herumschlenderte. Ein Kaffeebecher aus dem High-Class-Segment gibt Auskunft über die Liquidität des Kunden und wer fast fünf Euro für ein Heißgetränk berappt, scheint nicht knauserig zu sein....
Man mag über die Olsen-Twins denken, was man will, als Trendsetter funktionieren sie und in Sachen Kaffeebecher waren und sind sie ganz vorne mit dabei. Nicht nur ihre Handtaschen hängen stets in der XXL-Version an ihren kleinen dünnen Ärmchen, auch der amerikanische halbe Liter Kaffee ist immer mit dabei und wurde nicht nur in der U25-Generation dank ihres konsequenten Konsums zum Must-Have von New York bis L.A. und, mit dem Umweg über den Rest der Welt, zurück.

Das Prinzip ist so klar und doch so festgefahren, der überkandidelte „Half-Decaf Vanilla Doubleshot Nonfat-Soya Latte“ wird hier zur Multicolor Speedy Bag von Louis Vuitton, gut gemacht, qualitativ maßstabgebend, ziemlich teuer aber irgendwie vorbei. Was heute zählt sind Klassiker und so wird der auf handbeschriebenen Schiefertafeln angepriesene Kaffee im Kännchen zur Kelly-Bag unter den Heißgetränken. Wunderbar zeitlos, im höchsten Maße perfektioniert, aber so schwer zu kriegen…

1/22/2010

Dick ist das neue Dünn...?



"Da sitzen die dicken Muttis mit Chipstüten vor dem Fernseher und sagen, dünne Models sind hässlich." Karl Lagerfeld.

Die Schlagzeilen und Berichterstattungen ebben nicht ab, immer wieder liest und hört man, dass der ungesunde Schlankheitswahn der Modebranche Platz machen soll für die Wucht des "Normalen". Allen voran läuft das amerikanische Topmodel Crystal Renn, das nicht nur eine rührselige Geschichte zu erzählen hat, sondern auch noch ein wunderschönes Gesicht auf einem Otto-normal-Körper durch die Welt trägt. Jean Paul Gaultier ließ sie bereits 2005 über den Laufsteg schlendern, doch hat sich seitdem wirklich etwas verändert? Ist es nicht doch so, dass wir die unerreichbar Dünnen unweigerlich mit den Laufstegen der Welt verbinden und eine erfrischende Ausnahme, wie Crystal, zwar für Schlagzeilen sorgt, das Bewusstsein der Betrachter aber kaum tangiert?
Sicherlich ist es wichtig und politisch korrekt und auch so medienwirksam wenn Top-Designer sich neben gut gesättigten Damen aufreihen und somit ein Statement setzten für weniger Wenig-Essen und mehr Mehr-Essen. Aber letztendlich bleibt die Standard-Konfektion auf den Laufstegen doch die 32, nicht zuletzt weil nicht die Körper die Hauptrolle spielen, sondern die Mode. Und so ist es doch nur einleuchtend, wenn Designer sich Models aussuchen, die mit all ihren Attributen, Maßen und Äusserlichkeiten in den mageren Hintergrund treten und Platz lassen für die Kunst der Mode. Ob das nun vorbildlich und richtig ist, darüber braucht man nicht streiten...was aber Fakt ist, ist die Tatsache, dass die Modewelt mit all ihren Visionen und Konsequenzen nicht der Wirklichkeit entspricht und das wird oft genug kommuniziert.
Das Modelbusiness ist hart, keine Frage...vorallem wenn Karl und Claudia dich nicht kennen und in Paris noch nie gesehen haben, aber ist es nicht auch hier so, dass jedes Model sich seinen Beruf selbst ausgesucht hat? Gibt es Zwangsarbeit in Modelkreisen? Wird den Mädels das Essen aus der Hand gerissen? Oder kann unter Umständen jedes Model selbst entscheiden, wie abgehungert es sein möchte und wie weit es seine Gesundheit ruinieren möchte? Darüber könnte man diskutieren, auch über das hohe Maß an körperlicher Disziplin, welches laut Lagerfeld von der Mode gefordert wird...Cola light und Ananas zum Beispiel, er lebt es vor. Dass das auf Dauer weder gesund ist, noch glücklich macht ist allen Beteiligten klar, denn so befriedigend es für manch eine Dünne sein mag, locker in die Size Zero Jeans zu passen, so unbefriedigend dürfte es sein, wenn der Bund am Hüftknochen scheuert und ihr Mitleid statt Anerkennung entgegenschwappt.

1/20/2010

Bandshirts


Es gab Zeiten, da zeugte ein Band T-Shirt davon, dass sein Träger auf einem Konzert der abgedruckten Kapelle war und für teures Geld ein begrenzt erhältliches Merchandise-Produkt abgegriffen hat. Doch wie kam es, dass mittlerweile AC/DC-Shirts in der Kinderabteilung von H&M hängen und US-Amerikanische Celebrities mit T-Shirts von 60er, 70er und 80er Bands rumlaufen, ohne auch nur einen erschienenen Albumtitel nennen zu können?
Die Verbreitung des Rolling Stones Mundes war dabei nur der Anfang eines Phänomens, das heute soweit verbreitet ist, dass es überhaupt keine Rolle mehr spielt, ob man als Träger des Shirts nun eine Affinität zur dargestellten Kombo hat oder nicht.
The Ramones-Shirts sah man im vergangenen Sommer an jeder zweiten Ecke rumstehen, ob Punk oder nicht...who cares. Spielt doch keine Rolle, dass sie das Produkt einer britischen Subkultur waren und heute kommerziell als T-Shirt-Druck verhökert werden.
Wenn's in diversen Fashion-Discountern hängt, kann's ja nur cool sein. Das gleiche Schicksal erleiden Led Zeppelin, die Stones und Pink Floyd. Wenn die Träger der Shirts ad hoc mit den Namen Syd Barrett, Jimmy Page und Joey Ramone konfrontiert werden leuchten grell neonfarbene Fragezeichen über ihren Köpfen auf und weisen aus größter Entfernung den Weg zum gedankenlosen Fashionvictim.

Es sieht schon süß aus, wenn kleine Jungs in Miniatur-Rockband-Shirts stecken und Mama ihnen dazu ne freche Frisur verpasst hat, aber ist es nicht unter Umständen fragwürdig, die Kurzen unter dem Motto "Dirty Deeds Done Cheap" durch die Weltgeschichte zu schicken?

1/19/2010

Beruf: Schmuckdesignerin


Seit einiger Zeit häuft sich die Erwähnung der Berufsbezeichnung "Schmuckdesignerin" in bestimmten Post-A-Promikreisen...wie kam es, dass arbeitslose Töchter, Ex-Frauen und Partyluder kollektiv die Entscheidung trafen, sich einen Beruf zuzulegen, der offenbar keiner Ausbildung bedarf? War das womöglich der entscheidende Faktor?
In der Regel besucht die Schmuckdesignerin in Spe für mindestens drei Jahre eine geeignete Fachhochschule oder Kunsthochschule, doch wer braucht schon eine fundierte Ausbildung, wenn man doch als Kind schon bunte Perlen auf Nähgarn zog und das Designen im Blut hat? Wie gerne würde man Mäuschen spielen, wenn erfolgreiche Schmuckdesignerinnen, wie Jenny Elbers-Elbertzhagen, Verona Pooth und Katharina Witt erste Zeichnungen aufs Papier schmieren, Fachzeichnungen anfertigen, CAD-Programme benutzen, Stücklisten erstellen, Materialien erproben, und Prototypen anfertigen.
Oder läuft es gar anders in solch elitären Schmuckdesigner-Kreisen? Muss die Schmuckdesignerin von heute nur ihren Namen hergeben und vorgefertigte Designs absegnen? Nein, unvorstellbar der Gedanke, sich an einer Berufsbezeichnung zu bedienen und derer nicht gerecht werden zu wollen. Das möchte man nicht mal den oben genannten Damen zutrauen, oder Barbara Becker, Jana-Ina Zarella, Allegra Curtis, Nicole Richie, Paris Hilton, Peaches Geldof und Sandy Meyer-Wölden...nein auch diese äußerst kreativen Köpfe werden doch wohl ihrer neuesten Berufsbezeichnung gerecht werden.
Wird es noch soweit kommen, dass junge Design-Studentinnen, die sich auf Schmuckdesign spezialisieren, schämen müssen, wenn sie gefragt werden, was sie mal werden wollen wenn sie groß sind?
Man möchte es ihnen nicht wünschen, denn so angesagt Schmuckdesign auch sein mag, was bleibt ist die Kunst, was geht ist das Künstliche.

1/18/2010

ZERO RELEVANCE

Die Welt hat drei absolute Mode-Kenner auf einem Sofa vereint und eine grandiose Diskussion über die Berlin Fashion Week angeregt.
Michael Michalsky, Karl Heinz Müller (Geschäftsführer Bread&Butter) und Dirk Schönberger (JOOP!) reden sich in Rage, kritisieren den Fashion Week Veranstalter IMG wegen seiner Engstirnigkeit und loben die Kreativen, die sich dem widersetzten und das Zepter selbst in die Hand nehmen. Michalsky selbst stellt die Berlin Style Nite mit Lala Berlin und Kaviar Gauche auf die Beine und hat damit DIE Berliner Designer vom Zelt am Bebelplatz abgezogen und für seine Veranstaltung im Friedrichstadtpalast gewonnen. Als Gegenentwurf zur Zeltveranstaltung von IMG versteht er sich aber nicht, vielmehr als wichtige Ergänzung zur Fashion Week, die durch "Zero Relevance"-Kampagnen an Glaubwürdigkeit verliert.

Ein höchst amüsantes, anregendes Interview mit erfrischend ehrlichen Aussagen und einem Michael Michalsky, der nicht nur ins Mikrofon hustet, sondern auch erstauntlich authentisch und innovativ daherkommt. Hat Berlin vielleicht doch nur darauf gewartet von einem Zugezogenen modisch revolutioniert zu werden? Schafft es Michalsky mit seinen Ideen und Strategien, Berlin ein Kleid anzuziehen, das sitzt und gleichzeitig Raum lässt für Änderungen? Es scheint zumindest so, dass er auf einem Weg ist, der der Stadt Berlin mit all ihren kreativen Prozessen gerecht wird und die kritischen Stimmen gegenüber IMG mögen Randphänomene sein, aber sie fallen definitiv auf fruchtbaren Boden.

"Es geht hier insgesamt um Style" WELT ONLINE

1/16/2010

Preppy-Style


Philipp Tingler, Mode-Kolumnist der GQ verkündet das Ende der Nerd-Ära und die Rückkehr der Preppys... Gerade noch trug jeder(mann) mit und ohne Sehschwäche die Nerd-Brille zur Schau, schon wird sie aufs Abstellgleis gestellt und Loafers, Chinos und Polohemden erobern sich den Thron des It-Pieces zurück. Wird nun wieder ein Trend wiederholt, der eigentlich zu Recht verschwunden ist oder bleiben nur Basics der klassischen Männergarderobe fortlaufend bestehen und geraten nun in den Fokus der Modeszene um als neuer Hype ausgerufen zu werden?

Bunt wird's in jedem Fall, denn will man den Preppy-Style konsequent durchziehen sagen wir alle laut HALLO zu Rosa, Limonengrün und luftigem Blau. Krempelt die Chinos auf Hochwasser, die Jackett-Ärmel inkl. Hemd so hoch, dass man sieht, dass es eigentlich zu kalt ist um nacktärmelig rumzulaufen und bitte, gelt die Haare zurück.
Gerade noch hat man sich darüber gefreut, dass das Phänomen Schnösel so langsam von dannen zieht, da kommt es unerwartet und knallhart doch noch mal in alter Howard Carpendale Manier um die Ecke und macht uns allen eine lange Nase... Philipp Tingler zumindest rückt den Preppy-Trend in ein recht positives Licht, konzentriert sich auf die Schmuckstücke, die Chinos, und als beobachtende Frau kann man nicht leugnen, dass Chinos einen Mann um Längen besser aussehen lassen, als die verwaschenen Röhrenjeans aus dem Schrank der Schwester...

1/15/2010

MODESCH stellt sich vor


"Düsseldorf zeigt sein wahres Gesicht" - unter dem Motto fand heute Abend die Präsentation des neuen Magazins "Modesch" im NRW-Forum statt. Sollte man das Motto wörtlich nehmen, so kann man wohl zu Recht behaupten, Düsseldorf sieht nicht nur gut aus, sondern hat auch in Sachen Kreativität einiges zu bieten. Dem Ruf des neuen Magazins für Mode, Kunst und Lifestyle folgte ein Gros der Düsseldorfer Szene und so tat sich ein Potpourri des Styles auf...

Die Produzenten des neuen Magazins heißen Marjorie Kublun, Amelie Charlotte Schulz, Tatjana Genin und Marc Fischer, zwei Modejournalistinnen, eine Kommunikationsdesignerin und ein Fotograf. Ein erster Einblick ins Magazin ließ verlauten, dass dies die optimale Kombi von Kreativität, Erfahrung und Branchen-knowhow zu sein scheint. Nicht nur das Format ist neuartig, das Magazin kommt so stylisch daher, dass es mit jedem Coffeetable-Book locker mithält. Auf die Fahnen geschrieben haben die vier Gründer sich, der Leserschaft zu zeigen, welches Potential in Düsseldorf steckt und wie es genutzt wird. Impulse aus Mode, Kunst und Lifestyle werden die Modestadt formen und Modesch wird ganz vorne mit dabei sein.

Als Appetizer gab's die Modenschau einiger Düsseldorfer Designer im NRW-Forum... Sind die Zeiten nun vorbei, als Mode in Düsseldorf gleichgesetzt wurde mit hochgestelltem Kragen und Segelschuhen? Bleibt Oberkassel die letzte Bastion der Düsseldorfer Uniform? Der heutige Abend lässt hoffen, eine Vielfalt modischen Individualismus und Berlineskes Stylischtum gibt die Richtung an und als Beobachter freut man sich über den Anblick einer Subkultur, die sich dem Kampf gegen Luxus-Mode-Kommerz stellt und mit Bier anstößt, sich selbst zu feiern - zu Recht!

1/13/2010

Schulterpolster


Noch vor einigen Jahren wurden Modekenner, -interessierte und -träger nicht müde zu wiederholen, wie glücklich wir uns schätzen können, dass die 80er langsam aber sicher verblassen und die Fotokisten, die Zeugnis geben von den Modesünden des New Wave-Jahrzehnts, in Kellern, auf Speichern und in diversen Versenkungen verschwinden...

Manch ein findiger Großstädter blieb der Stonewashed-Jeans treu, trug den Vokuhila aus Überzeugung, oder auch einfach weil er's nicht besser wusste, und pflegte die Gürteltasche als freche Alternative zum Rucksack zu jeder Gelegenheit umzuschnallen. Doch selbst der modisch unsicherste Typ Mensch wusste, Schulterpolster sind passé. Absolut. Für Immer.

Pustekuchen! Es kam der Tag an dem u.a. Christophe Decarnin für Balmain etwas tat, was die Modewelt der Jetztzeit verändern sollte. Er schickte Models mit großen Schulterpolstern auf den Laufsteg und weckte Bilder in uns, die nach Denver Clan und Dallas schmeckten.
Naserümpfend empfand man diesen Schritt als sensationell. Sensationell mutig. Sensationell erfrischend. Sensationell gewöhnungsbedürftig. Aber wenn eine Carine Roitfeld als eine der Ersten einstimmt in den Schulterpolsterlobgesang, muss was dran sein an dem Jungen, der DIE Modeleiche ausgrub.

Immer öfter trugen bedeutende und weniger bedeutende Persönlichkeiten Schulterpolster zur schmalen Taille. Am häufigsten sah man Leder-Röhre, Plateau-Heels und -BAM!- Schulterpolster, die aussahen, als würden die federleichten Damen zur Science-Fiction-Gestalt mutieren. Als äußerst extravagant gepriesen, wurde auch dieser Trend mit der Zeit Alltagstauglich. Spätestens seit Rihanna immer und überall mit Schaumstoff im Kreuz den Geschmack des Zuschauers reizt, ist die ausladende Schulterpartie salonfähig. Das eigentlich unfassbare ist, dass sie es nicht schafft, den Trend fürs Jetzt zu adaptieren, sondern vielmehr mit halbrasiertem Kopf und Neon-Make-up die schlimmsten Erinnerungen wieder aufleben lässt.

Auch hierbei gilt, das Maß macht's...einer attraktiven Frau kann auch das Schwimmer-Kreuz nichts anhaben und man möchte sich mitfreuen für den verunsicherten Mann, der ihr nach dem zweiten Date im Schlafzimmer aus dem Blazer hilft und merkt, dass er ihr körperlich doch überlegen ist.

1/12/2010

Animal Print


Auf Taschen, Mänteln und Kissenbezügen kennt man den Animal Print an nicht immer Stilsicheren, oftmals älteren Damen aus jeder noch so kleinen Provinz Deutschlands.
Doch wie kam DAS Renaissance-Beinkleid der Neuzeit, die Leggins, zu ihrem tierischen Outfit?

Dickliche Teenager mit Viskose-Stulpen in Kunstleder-Stiefeletten und Presswurst-Polyesterjacken waren doch sicher nicht die Zielgruppe der Kreativen, die sich des Allrounders Stretchhose bedienten und ihr ein Muster verpassten, das Roberto Cavalli ein Imperium verschaffte.
Man kann sich vorstellen, was in einem Cavalli vorgeht, der zufällig durch die Dortmunder Innenstadt zieht und sein zelebriertes Zebra-Muster an einer oben beschriebenen Pubertierenden Vollschlanken sieht. Man möchte ihm die Augen zuhalten und sich selbst gleich mit.

Man muss dazu sagen, dass Animal Print an sich schon stilsicher kombiniert werden muss, um überhaupt nach etwas auszusehen, was nicht vom Grabbeltisch des Mode-Discounters stammt. Aber ein Kleidungsstück, wie die Print-Leggins, die nun absolut JEDE trägt, die die Modesünden der 80er rückblickend als "so now" bezeichnet, sollte nun wirklich nicht an einer zu langen Kleiderstange hängen...denn nach Konfektionsgröße 38 kann die Dame, die in der tierischen Hose steckt, noch so "sophisticated" sein, wenn kein mindestens knielanges, schwarzes Kleid an ihr hängt ist alles verloren, was offenbar nie da war.

Als äußerst ungünstig wird die Kombination von verschiedenen Animal-Prints an einer Trägerin empfunden. Leopard und Zebra begegnen sich, zu Recht, nicht auf freundschaftliche Art in ihren natürlichen Lebensräumen...wieso sollten sie sich dann im Großstadtdschungel auf den Kurven eines Fashionvictims verstehen?

Richtig kombiniert, wie Louis Vuittons Leo-Print-Schal am wunderschönen Hals der jungen Sienna Miller, mit schlichtem weißen Tank Top, Röhre und Vintage-Lederjacke kann Animal Print ALLES.

Der Rest ist Geschichte.

1/11/2010

Jute


Seit nunmehr einigen Jahren entwickelt sich die Großstadt zur Umweltzone, nicht nur bezüglich der motorisierten Gefährten, denn auch am Fußgänger, Bummler und Flaneur geht der Trend zum Umweltbewusstsein nicht einfach so vorüber.

Eine gute alte Bekannte, die Jute-Tasche, ist aus der Versenkung erschienen und hängt sich neckisch an den vermeintlich individualistischen Großstädter. Vorbei die Zeiten, in denen die ökologisch korrekten Stoffbeutel mit Supermarkt-Farbdruck im Fahrradkorb der Geschichts- und Pädagogiklehrer die Bio-Einkäufe sicher nach Hause schaukelten.
Heute trägt die Pete Doherty-Kopie von Welt die Jute durch trendige Berliner Szeneviertel, raucht lässig blaue Gauloises und trifft sich auf einen Club-Mate im Prenzlberg mit seinen Stil-Klonen.
Die wahren Fanatiker besorgen sich die I love NY-Jute aus dem Big Apple und demonstrieren ihren Hang zum Weltenbummlertum. Berlin soll doch DAS New York der 80er sein, wieso dann nicht ein Stück Stoff kosmopolitisch durch den Osten tragen und zeigen, dass man, obwohl man aussieht, als wüsste man nicht, wie man seine nächste Mahlzeit finanziert, doch noch ein paar Scheinchen übrig zu haben scheint, um auf der Suche nach sich selbst ins coole New York zu fliegen und Jute zu shoppen.

Sicher gibt es Trends, die störender, unsinniger und umweltfeindlicher sind...die gute Jute macht es zumindest möglich, dass auch finanziell nicht ganz so liquide Menschen sich ohne großen Aufwand zu einem Trend bekennen können, der, wenn auch nicht beabsichtigt, Generationen und soziale Schichten verbindet. Ob die Jute nun vom Designer, aus New York oder vom Mode-Discounter stammt, sie ist und bleibt ein Accessoire, dem der Geruch der Grünen anhaftet und der kann auch in Berlin manchmal erfrischend gut tun.

Die Nerd-Brille


Schon seit einiger Zeit sieht man in den Fußgänger-Zonen deutscher Großstädte junge bis mittelalte Nerds...
Oder zumindest Menschen, die sich des ultimativen Stil-Mittels des Nerds bedienen. Wie kam es, dass Brillen, wie die Wayfarer von Ray-Ban, einen Trend auslösten, der nur mit Mut zur Hässlichkeit zu beschreiben ist und gleichzeitig intellektuell so aufwertend wirkt???

Anfang der 60er Jahre trug die junge Audrey Hepburn in "Breakfast at Tiffany's" die Wayfarer mit einer unerreichten Grandezza. Das Brillenungetüm im Gesicht der zierlichen Hepburn wirkte nicht ausschließlich deplatziert, sondern mindestens genauso auf umwerfende Art und Weise ihrer Zeit voraus.
Nach Hepburn trugen nicht weniger bedeutende Persönlichkeiten der Zeitgeschichte die Wayfarer als Ausdruck eines massenfähigen Individualismus. John Lennon, Bob Dylan, Andy Warhol und John F. Kennedy folgten dem Ruf der zum Kultobjekt avancierten Plastikbrille.
Die Brille kam und ging...Anfang der 80er Jahre erlebte sie ihren letzten großen Hype als die Blues Brothers sie im musizierenden Gesicht trugen.
Einige Trend-resistente Urgesteine, wie Woody Allen und nicht wenige Intellektuelle der Literatur- und Kunstszene blieben der Wayfarer trotz ihres abebbenden Erfolgs und ihrer schwindenden Beliebtheit treu.

Wie kam es also zu der heutigen Omnipräsenz des schwarzen Gestells mit dem metallenen Schriftzug am Bügel? Und wie soll man das finden, wenn mittlerweile eine Art Uniform aus verwaschener Röhrenjeans, American Apparel-Shirt, Chucks und Cardigan die Wayfarer zu einem Accessoire macht, an dem man sich satt zu sehen droht?

Während junge Großstädter sich an ihren Britischen Vorbildern orientieren und Wayfarer-ähnliche Modelle im Discounter-Mode-Shop kaufen, bleibt dem Original sein Hauch von Nostalgie, Individualismus und Nerdtum erhalten?

Schafft es die Wayfarer, trotz modischer Ausfälle kommerziell orientierter Ray-Ban-Designer, an Blasphemie grenzender neon-gefärbter Gestelle des Kult-Klassikers, ihren Trägern den Hauch von Stilbewusstsein und Weltgewandtheit zu erhalten und nicht abzurutschen und als ein Fußgängerzonen und, schlimmer noch, Randzonen-Phänomen zu verkommen?

Ja, denn es kommt nun mal nicht darauf an, Plastikgestelle mit Fensterglas auszustatten, The Killers zu hören und die Haare gewollt zerzaust im Gesicht zu tragen. Langfristig wird doch das siegen, was Beständigkeit und die Grandezza einer Hepburn verspricht. Und das hört zwar manchmal auch The Killers, weiß aber die Bestimmung von Fensterglas zu schätzen und raucht die Selbstgedrehte nicht an der Mall in Oberhausen, sondern im Literatur-Café an der Rue Saint-Augustin im zeitlosen Paris.


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