1/11/2010

Jute


Seit nunmehr einigen Jahren entwickelt sich die Großstadt zur Umweltzone, nicht nur bezüglich der motorisierten Gefährten, denn auch am Fußgänger, Bummler und Flaneur geht der Trend zum Umweltbewusstsein nicht einfach so vorüber.

Eine gute alte Bekannte, die Jute-Tasche, ist aus der Versenkung erschienen und hängt sich neckisch an den vermeintlich individualistischen Großstädter. Vorbei die Zeiten, in denen die ökologisch korrekten Stoffbeutel mit Supermarkt-Farbdruck im Fahrradkorb der Geschichts- und Pädagogiklehrer die Bio-Einkäufe sicher nach Hause schaukelten.
Heute trägt die Pete Doherty-Kopie von Welt die Jute durch trendige Berliner Szeneviertel, raucht lässig blaue Gauloises und trifft sich auf einen Club-Mate im Prenzlberg mit seinen Stil-Klonen.
Die wahren Fanatiker besorgen sich die I love NY-Jute aus dem Big Apple und demonstrieren ihren Hang zum Weltenbummlertum. Berlin soll doch DAS New York der 80er sein, wieso dann nicht ein Stück Stoff kosmopolitisch durch den Osten tragen und zeigen, dass man, obwohl man aussieht, als wüsste man nicht, wie man seine nächste Mahlzeit finanziert, doch noch ein paar Scheinchen übrig zu haben scheint, um auf der Suche nach sich selbst ins coole New York zu fliegen und Jute zu shoppen.

Sicher gibt es Trends, die störender, unsinniger und umweltfeindlicher sind...die gute Jute macht es zumindest möglich, dass auch finanziell nicht ganz so liquide Menschen sich ohne großen Aufwand zu einem Trend bekennen können, der, wenn auch nicht beabsichtigt, Generationen und soziale Schichten verbindet. Ob die Jute nun vom Designer, aus New York oder vom Mode-Discounter stammt, sie ist und bleibt ein Accessoire, dem der Geruch der Grünen anhaftet und der kann auch in Berlin manchmal erfrischend gut tun.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen